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Kunstbücher im Digitaldruck

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In der Debatte um den Medienwandel und die zukünftige Bedeutung des Internet konnte man in letzter Zeit den Eindruck gewinnen, das Zeitalter des Drucks sei nach 500 Jahren an seinem Ende angekommen. Tatsächlich befinden sich viele Branchen, die von gedruckten Medien leben, seit Beginn des digitalen Zeitalters auf dem Rückzug: Zeitungen, Zeitschriften, Tiefdruck und sogar der Offsetdruck, wie die finanzielle Schieflage in die der Weltmarktführer Heidelberger Druckmaschinen 2009 geriet, eindrucksvoll zeigt.

In den klassische Verfahren ist die Erstellung der Druckformen der größte Aufwand beim Druck – gesetzte Buchseiten, Kupferstiche für die Abbildungen oder heute die Herstellung der Druckwalzen im Offsetdruck. Die Folge: je größer die Auflage, desto günstiger wird der Druckpreis pro Stück. Jeder, der schon einmal etwas hat auf klassische Weise drucken lassen, kennt sinngemäß die Aussage der Druckerei: “ob sie 1000 oder 2000 Stück drucken kostet dasselbe”.

Die Folge: auch hochwertige Bücher, die nur einen kleinen Kreis von Lesern ansprechen werden in Auflagen zu tausenden gedruckt obwohl nur wenige hundert für den vorgesehenen Preis verkauft werden können. Die Restauflage eines Kunstkatalogs, für den seine Käufer bereit sind, 98 Euro zu zahlen, wandert dann für 14,95 ins moderne Antiquariat. Jeder, der einmal ein teures Buch gekauft und wenig später – druckfrisch und orginalverpackt – auf dem Wühltisch bei Weltbild oder Zweitausendeins verramscht findet, wird in Zukunft zweimal überlegen, ob es sich nicht lohnt, etwas zu warten. Aus Marketing-Sicht eine Katastrophe! Und darüber hinaus ist es auch aus ökologischer Sicht bedenklich, ständig Restauflagen zu produzieren, mit giftigen Druckertinten, hohem Energieaufwand und der Menge Papier, die dabei verschwendet werden.

Digitale Druckverfahren wie Laser- oder Tintenstrahldruck bringen Text und Bilder ohne Druckformen aufs Papier, direkt aus der digitalen Datei – einem Pdf, einem Word-Dokument etc.

In den letzten dreißig Jahren hatte sich zunächst der Publikationsprozess an die digitalen Möglichkeiten angepasst. “Desktop Publishing” war das Schlagwort in den achziger Jahren, Database Publishing das der Neunziger und in den letzten zehn Jahren brachte das Internet das Contentmanagement bis hin zum sogenannten “Real Time Publishing”, der Veröffentlichung in “Echtzeit”, unmittelbar und sofort vom Laptop aus auf die Website. Stück für Stück hat sich dadurch das Publizieren von Papier und Druck entfernt.

Digitale Drucktechnik konnte es lange nicht mit dem Offsetdruck aufnehmen – weder an Geschwindigkeit noch an Druckqualität. Doch in der allerletzten Zeit hat sich dies geändert.
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In den letzten Wochen war ich in ein großes Ausstellungsprojekt involviert: Hundert Meisterwerke für Haiti – eine Benefizveranstaltung, die mit Unterstützung der Rotarier in München von unserer Galerie Royal ausgerichtet wurde.

Ein so kurzfristiges Projekt profitiert besonders von den Möglichkeiten des Digitaldrucks. Die Vorbereitungszeit dieser Hilfsaktion ist extrem knapp – den Umständen einer plötzlichen Katastrophe wie dem Erdbeben, dessen Folgen gemildert werden sollen, entsprechend.

Zunächst mussten vierzig namhafte Künstler gefunden werden, die bereit waren, die hundert Kunstwerke beizusteuern. Die Kunstwerke wurden Fotografiert, die Abbildungen bearbeitet und alle in dieselbe Auflösung gebracht. Die korrekte Beschreibung zu jedem Kunstwerk und die Biografie jedes Künstlers musste recherchiert, ein Preis in Verhandlung mit den Künstlern festgelegt und diese Informationen in standardisierter Form in einen begleitenden Text zu jedem Bild verfasst werden. Grafik und Layout wurden gleichzeitig von der Grafikexpertin Gisela Knobel entwickelt, in enger Abstimmung mit dem, auf digitale Produktion spezialisierten Druckdienstleister MSDD, der den Druck- und Postproduktionprozess übernimmt.

Digitale Druckmaschinen wie die hp Indigo, auf der auch der umfangreiche Katalog zur Ausstellung gedruckt wurde, produzieren genauso schnell, wie klassische Druckmaschinen. Unterschiedlichste hochwertige Papiersorten kommen ebenso zum Einsatz, wie Sonderfarben, die für eine realistische und brilliante Reproduktion sorgen.

Die Produktion dieses Kataloges – Erstellung von Bildern, Text, Layout und Druckvorstufe, schließlich Druck, Bindung und Fertigstellung durfte nicht länger als zehn Tage dauern, sonst wäre zur Ausstellung keine gedruckte Publikation vorgelegen. Ein solcher Zeitrahmen wäre im klassischen Druck schlicht unmöglich.

Dabei nutzen wir für diesen Katalog nur einen kleinen Teil der zusätzlichen Möglichkeiten, die Digitaldruck im Vergleich zum klassischen Offsetdruck bietet. Digital gedruckte Bücher können praktisch ohne Zusatzkosten individualisiert hergestellt werden, d. h. jedes Buch genau mit den Inhalten, die der Käufer möchte. Für die Kataloge großer Sammlungen oder Museen könnten aus den bestehenden Inhalten eine Vielzahl von Spezialkatalogen angeboten werden: Didaktische Arbeitshefte für den Unterricht, die z. B. nur eine bestimmte Epoche umfassen, Kataloge, die genau die aktuelle Hängung berücksichtigen, d. h. die Kunstwerke genau in der Reihenfolge zeigen, in der die Besucher der Ausstellung sie in den Räumen vorfinden – der Kreativität sin d hier keine Grenzen gesetzt. Und die Kataloge könnten immer auch die neusten Anschaffungen der Sammlung berücksichtigen – sie würden nie veralten.

Bücher sind praktisch, sie brauchen keinen Strom, sind ziemlich Robust, sie stürzen nie ab und sind bei guter Pflege auch nach Jahrhunderten noch gut lesbar. Die Materialität verleiht den Büchern ihre angenehme, haptische Qualität – sie liegen gut in der Hand. Gedruckte Bilder besitzen eine Auflösung und Farbwiedergabe, die Bildschirme heute und vermutlich noch lange in die Zukunft nicht erreichen können. Und doch schienen die Bücher durch die Geschwindigkeit und leichte Verfügbarkeit des digitalen Publishing, vor allem im Internet, plötzlich veraltet, langsam und träge.

Digitaldruck wurde bisher vor allem für Akzidenzdrucksachen eingesetzt – personalisierte Webemailings, Prospekte, Visitenkarten und so weiter. Heute kann digitale Produktion den Buchdruck revolutionieren – das Buch von den Fesseln seiner Produktion befreien und ihm Flügel verleihen, wie Amor der Schildkröte auf unserem Emblem!

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Slow Media und die knappe Zeit

Hat einer dreißig erst vorüber,
so ist er schon so gut wie tot.

Goethe, Faust II

“Warum Slow Media?” Die Frage bekommen wir auf unseren Veranstaltungen und in vielen Gesprächen immer wieder gestellt. “Was hat euch dazu gebracht, für mehr Langsamkeit im Mediengebrauch einzutreten?” Für mich ist Hippokrates vielzitierter Aphorismus Ὁ μὲν βίος βραχύς, ἡ δὲ τέχνη μακρά (bzw. Senecas noch prägnantere Form vita brevis, ars longa) das Fundament von Slow Media – ja, überhaupt von allen Strömungen der Slow-Bewegung.

Das Leben ist schlicht zu kurz, um sich mit schlechten Dingen zu umgeben, von schlechtem Essen zu ernähren oder eben schlechte Zeitschriften, Internetseiten oder Bücher zu lesen. Gerade in der Mitte des Leben rückt die letzte deadline (was für ein passender Begriff) unaufhaltsam näher und lässt sich nicht mehr aufhalten. So mäht der Tod von Altötting die Sekunden der verbleibenden Zeit mit der Sense.

Die entscheidende Frage, die in der Geistesgeschichte zu unterschiedlichen Antworten geführt hat, lautet: Wie umgehen mit diesem Missverhältnis zwischen Begrenztheit des Lebens und Unbegrenztheit der Künste? Wie umgehen mit dem Bewusstsein, sich allenfalls mit einem winzigen Bruchteil aller Bücher, Filme, Zeitschriften, Menschen näher auseinandersetzen zu können? Ganz grob skizziert, gibt es einen quantitativen und einen qualitativen Weg durch diese Zwickmühle.

Der quantitative oder auch protestantische Weg sieht vor, mit Hilfe eines strikten Plans, einer timetable, möglichst viel von dem Potential auszuschöpfen. Benjamin Franklins Losung “Zeit ist Geld” ist der deutlichste Ausdruck dieser Philosophie, bei der es darum geht, jede Sekunde des Tages in Wert zu setzen und nichts von dieser kostbaren Ressource durch Faulenzen oder gar Genuss zu vergeuden. Sparsamkeit ist das Ideal, nach dem die kurze verbleibende Lebenszeit ausgerichtet werden soll.

Ganz anders sieht der andere Weg aus, in dem es um die Qualität der kurzen Zeit geht. Hier ist es nicht das Ziel, möglichst viel Geschäfte in die begrenzte Zeit hineinzupressen – junge Erwachsene in den USA schaffen es zum Beispiel durch Parallelnutzung unterschiedlicher Medien 10:45 Stunden Medienzeit in nur 7:38 Stunden Lebenszeit zu stopfen, so dass Franklin angesichts dieser Effizienz sicher Beifall klatschen würde  -, sondern die Zeit möglichst gut zu verbringen. Unser Slow-Media-Manifest könnte man auch in einem Satz zusammenfassen: Die Zeit ist zu knapp für schlechte Medien.

Der Collège de France-Romanist Harald Weinrich beschreibt in seinem Buch “Knappe Zeit”, das ich an dieser Stelle wärmstens empfehlen kann, alle denkbaren Facetten dieses Phänomens. Im Mittelpunkt steht dabei der Dualismus zwischen dem greisen Chronos, der wie der Tod z’Eding unerbittlich mit hohem Tempo dem Ende entgegenrast, und dem jugendlichen Kairos, der auch optisch den weisen Gebrauch der Zeit beschreibt:

[A]ls auffälligstes Merkmal trägt er den Kopf fast kahl geschoren. Nur an der Stirnseite ist ein Haarschopf stehengeblieben. Will ein Irdischer diesen behenden Gott fassen und festhalten, so muß er ihn frontal annehmen und versuchen, ihn beim Schopf zu ergreifen. Wenn dieser Zugriff mißlingt, dann findet die Hand an dem glatten Schädel keinen Halt, und schon ist die rechte Zeit verpaßt und entglitten.

Auf für Medien gibt es einen rechten Zeitpunkt. Nicht jedes langsame oder schnelle Medium ist für jeden, immer und überall das richtige. Aber in vielen Fällen ist die langsame, inspirierende und nachhaltige Option die angenehmere Wahl, die das Gefühl vermittelt, die knappe verbleibende Zeit des Lebens gut erfüllt zu haben.

Paradoxerweise ist dies häufig auch die kostengünstigere Option. So wie der Kauf eines sehr guten, nie benutzten Teeservices aus Porzellan von 1957 auf dem Flohmarkt viel günstiger kommt als der Einkauf von namenloser Industrieware bei schwedischen Einrichtungshäusern oder von wie-alt-produzierter Ware in Nostalgiesupermärkten, ist der Genuss sehr gut hergestellter Bücher, die bereits eine Patina besitzen, günstiger als das Sammeln von Billig-Editionen der Tageszeitungsverlage. Slow Media ist aber nicht als Plädoyer für etwas, was man in Anlehnung an Stilmöbel als Stilmedien bezeichnen könnte, zu verstehen, sondern für authentische Medien, seien es neu am Zeitschriftenstand gekaufte (Wired, Intelligent Life, Make, Brand eins) oder eben Erbstücke. Für alles andere ist die Zeit zu schade.

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Architektur Kunst Slow theory

Springende Strahlen

So schön auch die Gärten angeleget sind,  ist doch ihre Schönheit wie todt, wenn keine Springbrunnen oder andere Wasserkünste darinnen sind.
(August-Charles d’Aviler, “Von der Verzierung der Gärten”, 1699)

Wir pflegen auf diesem Blog einen eher weiten Medienbegriff. Auch wenn es pensionierten Deutschlehrern und Krypto-Nationalisten ein Dorn im Auge sein mag – wir bleiben bei dem Lehnwort Medium, diesem “Gastarbeiter der Sprache“, der sich nur höchst plump und kaum verständlich durch Überträger oder Mittler ins Deutsche übersetzen ließe. Medien sind für uns alle möglichen Erweiterungen menschlicher Sinne, wie McLuhan das in der Formel “Extensions of Man” gefasst hat. Alles, was der Mensch in der Gegenwart verwendet und in der Vergangenheit verwendet hat, um sich auszudrücken oder um wahrzunehmen, ist für uns Medium genug.

Dazu gehören offensichtliche Medien wie Zeitungen, Zeitschriften oder Onlinedienste, aber auch nicht offensichtliche Medien wie Panoramen, Architektur oder die Haute Cuisine. Sogar die Fontäne hat mediale Eigenschaften. Wer meine Twittermeldungen verfolgt, hat vielleicht mitbekommen, dass ich derzeit mit dem Gedanken spiele, das defekte Steigrohr des Bassins in meinem Garten zu ersetzen. Aber bevor sich ein Nerd an so eine Arbeit macht, wird zunächst einmal die Literatur zum Thema gesichtet. Dabei gilt eine Art impliziter geisteswissenschaftliche Imperativ: “Verrichte jede Tätigkeit so, dass sie zur Grundlage einer Dissertation werden könnte.”

Für mich ist der Medienbegriff in erster Linie eine Werkzeug, präziser: eine Sonde. Man sieht bestimmte Dinge, wenn man Phänomene *als* Medien betrachtet und analysiert. Ob es in Wirklichkeit Medien *sind* oder nicht, ist für mich eher irrelevant. Alles was zählt ist, dass man sie als Medien benutzen und betrachten kann.

Zurück zur Fontäne. Das kunstvolle Wasserspiel ist schon länger ein sterbendes Medium. So bemerkt der Münchner Architekt und Zeichenlehrer Hermann Mitterer 1833 in seiner postum erschienenen Anleitung zur Hydraulik für praktische Künstler und Werkmeister mit vorzüglicher Hinsicht auf das Brunnenwesen:

Die springenden Strahlen wurden vormals als eine vorzügliche Zierde der Gärten angesehen, und kein Garten konnte damahls ohne springende Wässer angelegt werden; in unsern Tagen aber, wo die englische Gärtnerey die vormahlige Französische oder symetrische verdrängt hat, sind diese Kunstwerke fast gänzlich außer Anwendung gekommen. Was noch zum Teil besteht, sind die ganz dicken, und sehr hohen Wasserstrahlen, die sich in einigen fürstlichen Lustschlösschen befinden.

Auch hier also wiederholt sich die oben erwähnte Kritik an Anglizismen, wenn auch bezogen auf landschaftsgärtnerische statt sprachliche Anglizismen. Der Vergleich der Fontäne mit Kunstwerken weist in diesem Ausschnitt aus einem technischen Lehrbuch – der Hauptteil des Textes bezieht sich auf die Berechnung des notwendigen Rohrdurchmessers – schon in die Richtung eines medialen Verständnisses des Wasserspiels und die “englische Gärtnerey” bezeichnet eine Formensprache.


Auf die Medientheorie trifft man in den physikalischen Springbrunnenschriften des späten 18. Jahrhunderts ebenfalls wie etwa in dem Physikalischen Wörterbuch von Johann Gehler, in dem sogar einer der medienwissenschaftlichen Lieblingsbegriffe vorkommt:

Die Theorie der Springbrunnen ist höchst einfach und lässt in ihren Elementen leicht auf die Gesetze und Erscheinungen der communicierenden Röhren zurückführen […] Man drückt diesen Satz auch wohl so aus: das Wasser steigt so hoch, als es fällt.

Die Theorie gleitet hier ab ins Philosophische. Doch wie sieht’s mit der Praxis aus?

Blickt man etwas weiter in die Vergangenheit, zum Beispiel in die Ausführliche Anleitung zu der ganzen Civil-Baukunst des französischen Hofbaumeisters und Vignolisten Augustin-Charles d’Aviler gegen Ende des 17. Jahrhunderts, dann eröffnet der Blick auf die Funktion des Wasserspiels im französischen Garten.

Es geht um das System, die gesamte Grammatik der Gartenbaukunst, in die sich “Springbrunnen oder andere Wasserkünste” einfügen müssen, denn “es stehet zwar ein kleines Bassin in einem grossen Luststück lächerlich; aber eben so ungereimt kommet ein grosses heraus, welches den grösten Theil von dem Luststück einnimmet”. Auch ein zu hoher Trieb bei einem zu kleinen Becken – die runde Form ist zwar die gemeinste, aber zugleich die schönste – ist zu vermeiden, so dass “der Wind das Wasser nicht darüber hinaus treiben kan”. Man denkt zunächst an Gärten, die mit natürlichen Wasserquellen gesegnet sind und womöglich sogar eine Hanglage besitzen, aber auch im Falle eines trockenen, ebenen Gartens sind Wasserkünste möglich:

An Gärten, denen der Platz und das Wasser so vortheilig nicht liegen, kan man das Regenwasser samlen, oder Brunnen graben, und durch Pompen in die Höhe treiben, oder mit Druckwerken.

Regen gibt es hier zur Zeit in der Münchner Schotterebene bei weitem genug. Aber das Bassin ist nicht rund, sondern achteckig und nicht besonders groß. Vielleicht wird es dann doch nichts mit den munter zu Lullys musikalischen Wasserspielen springenden Künsten, sondern eher ein dicker englischer Wasserstrahl.

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Architektur Kunst Religion

Panorama

“Als wir noch in Mühldorf am Inn gewohnt haben,” erzählte die Mühldorferin mir bei Kaffee und Apfelkuchen, “sind wir Kinder regelmäßig ins Panorama nach Altötting gegangen. Damals ist die Erklärung des Panoramas noch nicht vom Band gekommen wie heute, sondern eine ältere Dame mit weißen Haaren und einem Dutt kam mit ihrem Schemel zu den wartenden Besuchern, stellte den Schemel gegenüber der Stadt Jerusalem auf, und begann zu erzählen.”

“Die Leidensgeschichte Christi kannten wir natürlich schon in und auswendig. Aber immer ganz am Ende, als sie sich mit ihrem Schemel zur Schädelhöhe gesetzt hatte, kam der Teil, für den sich die 15 Minuten Schweigen und Zuhören gelohnt haben: Mit ihrer dünnen Stimme kam sie zu den letzten drei Worten, die sie nicht mehr erzählte, sondern fast schon gesungen hat: ‘Und er verschiiiiiiied.’ Prustend sind wir aus dem Panorama herausgerannt, die schimpfende Führerin uns hinterher. Das war jedes Mal die 50 Pfennig Eintritt wert.”

Das Panorama ist ein gestorbenes Medium, das mittlerweile von der großen Kinoleinwand sowie ihren überdimensionierten oder gar dreidimensionalen Weiterentwicklungen nahezu vollständig abgelöst wurde. Das Altöttinger Panorama der Kreuzigung Christi ist das einzige historische Panorama, das in Deutschland erhalten ist. Aber schon 1902-1903, als der Bibelmaler Gebhard Fugel die riesige Leinwand bemalte, war es im Grunde genommen ein überkommenes Medium – nicht mehr zeitgemäß. Dasselbe gilt auch für das andere Panorama meiner Kindheit – das Panorama der Schlacht von Waterloo von Louis Dumoulin aus dem Jahr 1912.

Die dunkle Kuppel, in die man tritt, das langsame Erzähltempo einer bekannten Geschichte, das zu einem sehr fokussierten Zuhören zwingt und immer wieder die Blicke ins Rund, der schweifende Blick über das historisch-architektonisch-korrekte Jerusalem vor knapp zweitausend Jahren – das Panorama scheint überhaupt nicht in die Jetztzeit zu passen. Aber wenn man nach einer Viertelstunde dieses kühle Medienmausoleum verlässt und in die strahlende Sonne Altöttings tritt, ist man ebenso geblendet und entrückt wie nach einem 120minütigen Kinofilm.

Ein nach wie vor sehr wirkungsvolles Slow Medium.

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Von Steinen lernen – Medienfasten in Südtirol

Medienfasten funktioniert. Die letzten 10 Tage auf einem abgelegenen Bergbauernhof in Südtirol waren für mich auch 10 Tage sehr wertvolles Medienfasten. Das heißt also: Brotlaibidole, Figurenmenhire, Römerstraßen, Votivtafeln, Fresken und autochthone Dialekte wie das Sarnerische und das Ladinische statt Fernsehen, Internet und Telefon. Also alles Paradebeispiele für Slow Media, wenn nicht schon No Media, also Medien, deren Übermittlungsfunktion innerhalb mehrerer Tausend Jahre nur noch auf einen kleinen Kreis von Personen beschränkt ist, wenn sie nicht bereits erloschen ist. Medienskelette, die von uns nicht mehr sinnvoll zusammengefügt und gelesen werden können.

Südtirol

Je mehr man sich mit solchen vom Aussterben bedrohten oder gar ausgestorbenen Medien befasst, desto größer wird der Appetit auf lebendige Medien. Das Make-Magazin, die Wired-Titelgeschichte über das iPad in der Post oder die jüngsten Blogposts von Bruce Sterling

Eines der größten Missverständnisse des Medienfastens ist der verbreitete Irrglaube, es gehe dabei um Leere und Verzicht. Stattdessen geht es um Fülle und Genuss. Beziehungsweise die dialektische Beziehung zwischen diesen beiden Polen. Wahrscheinlich kann das eine nicht ohne das andere haben. Ebenso ist es mit Slow Media und Fast Media. Genausowenig wie das Fasten als Versuch missverstanden werden darf, die ausgewogene Nahrungsaufnahme zu bekämpfen oder gar aufzuheben, zielen Slow Media auf das Ende der schnellen Massenmedien. Für mich sind Slow Media vielmehr der Versuch, die eigene Mediennutzung zu schärfen und in einen wertvolleren Teil des eigenen Alltags zu verwandeln. In Anlehnung an Alexander Kluge: Mit Slow Media gewinnt man Zeit, statt dass man sie verliert.

Figurenmenhir von Latsch

Dem Mediengebrauch haftete immer etwas zauberhaftes an – das wird besonders im Blick auf archaische Formen wie zum Beispiel dem Latscher Figurenmenhir (s.o.) deutlich, in den die jungsteinzeitlichen Vorfahren der Blogger in einer heute nicht mehr entschlüsselbaren Zeichensprache eine Botschaft eingeschrieben haben: Äxte, Kreissymbole, Strichmännchen und Tiere. Die Aura ist kann hier mit den Fingern berührt werden: Ein Artefakt aus einer fremden, vergangenen und doch räumlich nahen Kultur – ganz im Sinne Walter Benjamis einmalig und dauerhaft. Eine Bedeutung von Slow Media, die sich hiervon ableiten lässt: Medien darauf hin zu untersuchen, inwiefern sie einen derartigen Zauber – ob man ihn Aura, Inspiration oder Nachhaltigkeit nennt – vermitteln können.

Semantischer Nachtrag: Wenn man im Internet nach steinzeitlichen Medien sucht, stößt man sofort auf den Begriff “Kraftort” (wie passend, dass es hierzu kein Lemma in der Wikipedia gibt), unter dem solche Steine und ihre Fundorte heute einsortiert werden (oft flankiert von skurrilen GoogleAds zum Thema “Sind Sie ein Kelte? Finden Sie heraus, ob Sie keltische Vorfahren haben”). Dabei kommen auch Medien immer wieder vor – aber gemeint sind nicht die abstrakten Vermittler oder Extensions of Man, sondern Extensions of Ghosts, die Botschaften aus dem Jenseits übermitteln. Ich frage mich, wie lange es dauert, dass ein Science-Fiction-Roman seinen Protagonisten zukünftige “Kraftorte” besuchen lässt, in der Hultschiner Straße oder in der ZDF-Straße, deren genaue Bedeutung nicht mehr genau entschlüsselt werden kann. Oder wurde dieser Roman schon geschrieben?

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Architektur Kunst

Glasfenster

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Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms von Gerhard Richter.
Abbidlung mit freundlicher Genehmigung der Derix Glasstudios GmbH & Co.KG, Taunusstein.

That [Chamber] at the eastern extremity was hung, for example, in blue -and vividly blue were its windows. The second chamber was purple in its ornaments and tapestries, and here the panes were purple. The third was green throughout, and so were the casements. The fourth was furnished and lighted with orange -the fifth with white -the sixth with violet. The seventh apartment was closely shrouded in black velvet tapestries that hung all over the ceiling and down the walls, falling in heavy folds upon a carpet of the same material and hue. But in this chamber only, the color of the windows failed to correspond with the decorations. The panes here were scarlet -a deep blood color.Poe, The Masque of the Red Death

Die Romantik des 19. Jahrhunderts mit der Begeisterung für das Mittelalter brachte auch das bunte Glasfenster wieder zum Vorschein.

Wohnhaus von Sir John Soane in London, gebaut 1808-24.
The copyright on this image is owned by Peter Barr and is licensed for reuse under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 license.

Es gibt spektakuläre Beispiele voll zeitgebundenem Nationalismus, wie etwa die Bayernfenster, die dem Kölner Dom von Ludwig dem I. “gestiftet” wurden, wobei wohl weniger Frankreich, als vielmehr den Kölnern selbst deutlich gemacht werden sollte, wohin sie sich zu orientieren hatten – ganz gleich auf welcher Seite des Rheins sie lebten. Irronie des Schicksals, dass ausgereichnet Ludwig der einzige deutsche Monarch war, der bei der Revolution 1848 zurücktreten musste – just dem Jahr, in dem die Bayernfenster eingeweiht wurden.

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Glasmalerei hat es in der Kunstgeschichte selten über das Niveau des Kunsthandwerks geschafft. Zu schrecklich sind auch die Schwundstufen – Butzenfenster mit Pferdegespann im derben Wirtshaus der 30er Jahre, oder gothisch-nationaler Kitsch wie die oben erwähnten Fenster in Köln.

Nach dem Ende des Mittelalters konzentriet sich die Architektur auf das “natürliche” Sonnenlicht. Fenster dienen jetzt nicht mehr als eigenständige Kunstschöpfung sondern sind fester Teil des Gebäudes. Die inszeniert mystische Atmosphäre der alten Kathedralen steht regelrecht im Gegensatz zum grandiosen Theater der Bauwerke des Barock und schließlich passt das künstlich-bunte Licht nicht zum wachsenden Wunsch einer unmittelbaren Erfahrung eines höheren Sinnes in der Natur, wie er sich seit dem 17. Jahrhundert, nicht nur durch die Landschaften Claude Lorrains ausgeprägt hat:

I know that others find you in the light,
That sifted down through tinted window panes.
And yet I seem to feel you near tonight,
In this dim, quiet starlight on the plains. (Lomax, Lomax, Spencer, Rogers)

Die metaphorische Bedeutung von Licht hatte sich verändert. Dadurch kommen wir aber zu einem wichtigen Aspekt von gestalteten Glasfenstern: sie waren nicht (nur) Teil der Architektur sondern vielmehr Medien, geschaffen, um darin zu lesen.

Die frühesten erhaltenen bemalten Glasfenster finden sich im Dom von Augsburg: drei Propheten, wohl aus einer größeren Serie, ca. 1060 n. Chr. Material und Darstellungtyp sind bereits voll ausgeprägt, wie wir sie aus den folgenden vier Jahrhunderten kennen. Kleine, gefärbte Glasstücke, die mit Bleibändern zusammengesetzt werden, teilweise mit Zeichnungen in brauner Emailfarbe oder mit Silberpigment bedeckt.

Die mittelalterlichen Fenster sprechen auf mehrere Bedeutungs-Ebenen:

Zunächst dienen sie als Armenbibel, d. h. als bildhafte Darstellung theologischer Inhalte für die Besucher der Kirche, die in dieser Zeit ja in der Regel nicht lesen konnten.

Die zweite Ebene ist ein Bild vom “himmlischen Jerusalem”. Zunächst natürlich überwältigt es die mittelalterlichen Menschen, die außerhalb der Kirche so gut wie nie andere Farben als Braun, Grün und Himmelblau zu sehen bekamen. Aber das bunte Glas ist nicht nur Inszenierung, es hat auch einen theologischen Aspekt, der sich aus der Vision des Hesekiel und aus der Apokalypse herleitet:

Und über dem Himmel, so oben über ihnen war, war es gestaltet wie ein Saphir. (Hes 1,26)
* Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall. (Apo 4,6)
* Und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem hellen Jaspis. (Apo 21,11)
* Und der Bau ihrer Mauer war von Jaspis und die Stadt von lauterm Golde gleich dem reinen Glase. (Apo 21,18)

Das bunte Glas der Kathedralen war ebenso kostbar und teuer wie echte Edelsteine. Tiefes Rot, sogennanten Goldrubin, erhielt man etwa durch Beimischung von nanoskopischen Goldpartikeln. Deshalb wurde in der Gothik das Glas auch nicht als bloßer Ersatz von echten Edelsteinen gesehen. Den Edelsteine wurde ihre Bedeutung ebenso wie dem bunten Glas wegen ihrer farbigen Durchsichtigkeit zugeschrieben.

Sainte Chapelle
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Die Durchsichtigkeit eröffnet die dritte, spirituelle Bedeutungsebene: dem Licht selbst wird die Farbe und auch der Inhalt der Glasbilder eingeschrieben, es wird dadurch verändert, vergleichbar zum Weihwasser. Diese Vorstellung einer “Licht-Taufe” ist sicherlich das Eigentümlichste an der mittelalterlichen Glaskunst. Deren spektakulärste Beispiel ist meiner Meinung nach die Sainte Chapelle in Paris.

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Wie eingangs bemerkt, war die Renaissance der Glasfenster im 19. Jahrhundert vollständig ekklektizistisch und zeigt kaum Eigenständigkeit – von subtilen, spirituellen Bedeutungsebenen wie im Mittelalter ganz zu schweigen.

Erst im 20. Jahrhundert entstehen wieder Glasschöpfungen die zu Recht als Kunstwerke angesehen werden können.

Naheliegend werden viele dieser Werke in Kirchenbauten eingesetzt: Le Corbusiers Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp besitzt viele kleine, bunte Fensterchen, allderings fehlt hier der Charakter eines Mediums – die Scheiben bleiben architektonische Dekoration.

Anders sieht es bei den wundervollen Glasklebebildern von Rupprecht Geiger aus, sakral, wie das Tauffenster in der Evangelischen Apostelkirche in Stockdorf oder profan, wie im Treppenhaus in der Technischen Universität München (Theresien- Ecke Luisenstraße). Geiger gelingt es, ohne jeden Ekklektizismus eine abstrakte Ausdrucksform in seinen Glasfenstern zu finden.

Auch das Fenster im Südquerschiff des Kölner Doms von Gerhard Richter besitzt wieder die differenzierten Bedeutungsebenen. Die Farbigkeit ist schon in der Herstellung der Gläser direkt den gothischen Fenstern angelehnt. Eine Armenbibel für Analphabeten, das macht Richter klar, braucht es in unserer Welt technisch reporoduzierter, scheinbar objektiver Bilder nicht mehr und hebt sich damit vom üblichen, an Holzschnitte von Ernst Barlach erinnernden Sakral-Kitsch ab. Die menschlichen Worte und Bilder treten vollständig zurück. Es wird nichts abstrahiert, nichts aus der Wirklichkeit ins Bild übertragen. Die Farbflächen sind in jedem der Felder rein zufällig angeordnet, die Felder selbst aber zueinander spiegelsymmetrisch. In dieser globalen Symmetrie löst sich der lokale Zufall auf. Dadurch kommt im überirdische Farbenspiel der Aspekt der gothischen Licht-Mystik wieder vollständig zum Vorschein.

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Ein Glasbild aber markiert regelrecht einen Wendepunkt zwischen den Epochen: das Große Glas von Marcel Duchamp von 1923. Es ist der Angelpunkt für Duchamp selbst und steht wie kaum ein anderes Kunstwerk für das ganze 20. Jahrhundert.

Der Originaltitel dieses wichtigsten Glaskunstwerks der Neuzeut lautet:

“Eine Jungfrau, von ihren Bräutigamen entkleidet, genau das.”
“La mariée mise à nu par ses célibataires, même”

Kunst, die Machine Célibataire, die Junggesellenmaschine.

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Diederichsens 2000 Schallplatten und eine Kritik

Das kann doch kein Zufall sein! Gerade hatte ich damit begonnen, ein Loblied über die fantastische Kombination aus Verve und Langsamkeit oder aus Mode und Zeitlosigkeit zu formulieren, das der unendlichen Vielfalt der Kurz-, Mittel- und Langkritiken in Diedrich Diederichsens Summa „2000 Schallplatten 1979-1999“ zu formulieren, als @drmeyer folgendes twitterte:

profunder beitrag zur #slowmedia-debatte: diederichsens kritik an der neuen rezensionspraxis von @spex: http://bit.ly/7gYMRq #fas

Tatsächlich fügt sich dieser Beitrag wunderbar ein in unsere Argumentation für eine nachhaltigere, inspirierte und – wir brauchen eigentlich keine Angst vor diesem Wort zu haben – voraussetzungsvollere Medienproduktion. Den Modetrend, das vielstimmige und multiperspektivische Netz in die Rolle des Kritikers zu setzen, lehnt Diederichsen ab und formuliert als Qualitätskriterium für Kunstkritik die Fähigkeit des Kritikers, mehrere Positionen gegeneinander antreten zu lassen – kurz: für mehr Dialektik in der Kritik.

Die darauf folgende Passage fasst die Grundzüge von Kunstkritik als langsame sekundäre Kunstform – als Slow Media – sehr treffend zusammen und nimmt Stellung gegen Ausbeutung in den medialen Produktionsverhältnissen, Aktualität um jeden Preis und mechanistische Arbeitsteilung in den medialen Sweat Shops [einen fiesen Anglizismus pro Blogpost, das fühlen wir uns unseren Kritikern schuldig]:

Vor allem aber ist dies eine billige Form von Content: Der Befragte kriegt in der Regel kein Honorar. Praktikanten tippen Audiofiles ab, Redakteure redigieren und glätten, Autoren verschwinden. Ich votiere für das Gegenmodell: Autoren schreiben gut bezahlte, lange Texte, die nicht zum Erscheinen der Platte, des Buches, zur Einführung des Games oder zum Kinostart des Filmes erscheinen, sondern irgendwann, zu Beginn, in der Mitte oder am Ende eines Rezeptionszyklus intervenieren.

Zurück zum eigentlichen Werk: Der nachhaltige Erwerb des gelben Bands sei auf jeden Fall allen Lesern dringend empfohlen, die wissen wollen, wie das Modell „Rezensentensubjektivität als Testarena der Rezeption“ funktionieren kann – idealerweise erst in Ruhe ein paar der Kritiken lesen und dann erst über den Diederichsentext in der FAS urteilen, denn in diesem Fall gilt: „Ein gedruckter Text ermöglicht da am ehesten die notwendige Geduld, die Abwesenheit einer Umgebung.“

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KUNSTFORUM International: 200 Ausgaben.

KUNSTFORUM international “Das wahre Forum kennen wir nur als Ruine und wandern touristischerweise darin umher […].”
Jedes Wort der Beschreibung, was das KUNSTFORUM eigentlich ist, erübrigt sich, denn Vilém Flusser hat 1997 genau darüber unter dem Titel “Kunst und Forum” einen lesenswerten Versuch verfasst. Flusser habe ich sogar überhaupt durch das KUNSTFORUM kennengelernt, allein dafür bin ich dem Heft ewig dankbar.

Das ganz besondere bleibt die profunde philosophische Fundierung der Visual Arts Theory, die in ganzen Themenblöcken etwa in den Bänden 100, 108, 117 oder zuletzt in 190 programmatisch als Denken 3000 betitelt, mit Originalbeiträgen von Autoren wie Arthur Danto, Nelson Goodman, Slavoj Žižek, Jean Beaudrillard, Gottfried Böhm, aber auch (eher positivistische) Ansätze von Medizinern und Biologen wie Ingo Rentschler oder Ernst Pöppel.
Dabei mag man fast vergessen, dass es in der Zeitschrift ja primär um Kunst geht …

Seit 1973 sind 200 Bände erschienen – vier bis sechs pro Jahr, jeweils hunderte von Seiten dick, klebegebunden, hochglanz, wie ein Ausstellungskatalog, auf jeden Fall wie ein vollwertiges Buch und weniger wie eine Zeitschrift. Den Abonnenten wächst so mit jeder Nummer eine wunderbare Bibliothek der zeitgenössischen Kunst – nichts weniger. In den etwa dreißig Ausstellungsbesprechungen findet sich wirklich der ganze Marktplatz der Kunst. – Allerdings ist das Magazin so slow, dass man die Kritiken immer erst nach Austellungsende zu lesen bekommt …

Link: Michael Hübel “Nicht eine einzige Nummer zu gross. Das Kunstforum wird 200 – Laudatio eines Betroffenen.”



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